4 - Gesegnete Vielfalt - theologisch-ethische Perspektiven zu sexueller Orientierung und Identität [ID:3948]
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Dieser Audiobeitrag wird von der Universität Erlangen-Nürnberg präsentiert.

Liebe Teilnehmende an dieser Ringvorlesung, sexuelle Selbstbestimmung und geschlechtliche

Vielfalt. Ich heiße Sie alle sehr herzlich willkommen heute unter dem Titel gesegnete

Vielfalt, theologisch-ethische Perspektiven zu sexueller Orientierung und Identität. Ja,

heute geht es um die Wurst und nicht nur deshalb, weil Conchita den European Song Contest gewonnen

hat, sollen wir angesichts dieses Medienereignisses uns noch in die finessen theologischen Begründungsketten

verirren oder hat sich da nicht alles von selbst erledigt. Ich glaube es geht doch auch heute noch

um die Wurst, auch theologisch um die Wurst, ums Eingemachte. Ich knüpfe an zwei Stellen

früherer Vorlesungen an. In der Comic Reportage über LSBTI von Martina Schradie war von Paul

die Rede. Paul, dem 38-jährigen, der sagt, dass ich schwul bin, ist keine Sünde. Da wurde

als Hintergrund eine Freikirche benannt und sein emanzipatorischer Weg führte zum Austritt aus

dieser Kirche. Ein anderes Beispiel hatte Frau Schradie angezeichnet, nämlich Berta, die bei der

katholischen Kirche arbeitet, sich aber nicht traut und auch nicht trauen kann, sich zu outen,

weil sie sonst ihren Arbeitsplatz gefährdet. Vielleicht erinnern Sie sich an diese Stelle.

Und zuletzt hatten wir bei der Darstellung der historisch-rechtlichen Entwicklung in

Deutschland zum § 175 gehört, auch durch Beiträge aus dem Publikum, dass diese ganze

Entwicklung eigentlich nicht zu verstehen ist, wenn man nicht als Background die naturrechtlich

orientierte katholische Moraltheologie bedenkt. Da läge nun bei unserem heutigen Thema vielleicht

zunächst ein problemorientierter Zugang nahe. Man könnte die lange Geschichte der Verurteilung

und Verfolgung von Homosexuellen durch verschiedene Kirchen benennen, die Verfolgung und auch die

Ignorierung von Transsexuellen. Man könnte die ungute Rolle der orthodoxen Kirchen bei der

Förderung von Homophobie benennen, etwa gerade in Russland oder Moldawien, wo von Heiner Bielefeld

zu berichten weiß, der gerade schon wieder dorthin gereist ist. Man könnte anknüpfen mit

der Beschreibung der aufhetzenden Wirkung von evangelikalen Gruppen in Zentralafrika oder die

absurd religiös unterfütterte Szene der Homoheiler in Deutschland. Haben Sie letzte Woche die Panorama

Reporter Sendung gesehen? Siebter, Fünfter, Sie können es auf Podcast noch nachsehen, wo sich der

Vorsitzende der katholischen Ärzteschaft unsterblich blamiert hat. Oder die unsägliche Debatte um den

Bildungsplan in Baden-Württemberg, wo es Wochen gedauert hat, bis sich die evangelische Landeskirche

zu einer Stellungnahme durchringen konnte, weil sie ja nur ja nicht den evangelikalen Rand verprälen

wollte. Wir versuchen aber heute mal einen anderen, vielleicht noch provozierenden Zugang. Wir setzen

ein bei positiven Erfahrungen und Möglichkeiten, zum Beispiel bei der Möglichkeit als Pfarrerspaar

gleichgeschlechtlich in einem Fachhaus in Bayern zusammen zu wohnen oder als Transmann ein Fikaillat

in Hannover ableisten zu können. Dem entspricht eine positive theologische Würdigung der sexuellen

Vielfalt und Identitäten und Orientierungen, wie sie nicht nur von den sogenannten Betroffenen

vertreten wird, sondern eben auch von führenden theologischen Ethikern unserer Generation. Und

einen solchen haben wir heute unter uns. Es ist eine besondere Ehre und eine Freude, Peter Dabrock

hier zu begrüßen. Ich sage gleich noch ein bisschen mehr zu ihm. Er hat direkt Anteil an

den Diskussionen um sexuelle Orientierungen in der evangelischen Kirche. Er ist Professor im

Fachbereich Theologie und dort für systematische Theologie und Ethik zuständig, war als Assistent

in Bochum gewesen, dann als Juniorprofessor für Bioethik, einer seiner Schwerpunkte in Marburg,

dort dann auch Professor für Sozialethik. Er ist Mitglied ganz wichtiger Ethikkommissionen,

war es oder ist es noch immer, zum Beispiel der Zentralen Ethikkommission bei der Bundesärztekammer

oder eben der EKD-ATROC-Kommission zu fragen, der Sexualethik. Da sollte eine Sexualethikschrift

entstehen, die jetzt gecancelt oder aufgeschoben wurde und dazu wird er uns sozusagen aus der

Werkstatt erzählen können, denn er war der Vorsitzende dieser Kommission. Ganz wichtiges

Mitglied und inzwischen stellvertretender Vorsitzender des Deutschen Ethikrates und

Mitherausgeber unserer führenden evangelischen ethischen Zeitschrift, Zeitschrift für evangelische

Ethik und Mitglied in der Kammer für öffentliche Verantwortung der EKD. Also der Fachmann,

einer der führenden evangelisch-theologischen Ethiker heute bei uns und er wird uns so ungefähr

20 Minuten jetzt einführen in einige Perspektiven zur gesegneten Vielfalt, zur theologischen Würdigung

Presenters

Prof. Dr. Peter Bubmann Prof. Dr. Peter Bubmann

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

01:24:38 Min

Aufnahmedatum

2014-05-14

Hochgeladen am

2014-05-30 14:28:31

Sprache

de-DE

Sexuelle Vielfalt kann theologisch-ethisch begrüßt und positiv gewürdigt werden. Prof. Dr. Peter Dabrock entfaltet dazu Kriterien und Perspektiven. Im Gespräch mit Prof. Dr. Peter Bubmann werden die im Christentum immer noch verbreiteten Vorbehalte gegenüber nicht-heterosexuellen Lebensformen thematisiert und diese kritisch diskutiert. Gleichzeitig wird der Lernweg evangelischer Kirchen bis hin zur Anerkennung der eingetragenen Lebenspartnerschaft (auch für AmtsträgerInnen) und zum Angebot dafür vorgesehener Segenshandlungen beschrieben.

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